Ein Blick in den Kraichgau von einst

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Gochsheim überzeugt am Museumstag mit abwechslungsreichem Programm

Kraichtal (san). Anlässlich des Internationalen Museumstages wurde in und um die Museen in Kraichtal-Gochsheim ein buntes Programm geboten. Das durchwachsene Wetter nutzen Viele, um die Gochsheimer Museen zu besuchen oder an einer der Führungen teilzunehmen. Gästeführer Bernhard de Bortoli gab Wissenswertes zu den Handwerksmuseen zum Besten, in einer Stadtführung informierte Gästeführerin Anita Ernst rund um Historie und Bauwerke des mittelalterlichen Städtchens und  Simone Dutzi, ebenfalls Gästeführerin, führte Besucher durch die Bäckereimuseen und ließ das alte Handwerk wieder zum Leben erwecken. Im denkmalgeschützten Holzbackofen backten Thomas Dutzi und die Bäckerei Föckler das beliebte Holzofenbrot, dazu herzhafte Flammkuchen. Wer keine der Führungen besuchte, fand neben den verschiedenen Themenausstellung im Museum des Graf-Eberstein-Schlosses die diesjährige Wechselausstellung vor, in der Ornamente – gedruckte Muster auf Stoffen – gezeigt werden. Kinder konnten die Drucktechnik gleich selbst ausprobieren. Im Atelier für Kids zeigte Museumspädagogin Eva Wick den Kleinen, wie sie mit einfachen Mitteln tolle Druckbilder und Ornamente herstellen können.

Im Rittersaal war ein besonderes Highlight geboten. Zauberer Simon Schmitt verblüffte die Anwesenden mit findigen Kartentricks. Wer hungrig war, erhielt ein leckeres Stück Kuchen und einen wärmenden Kaffee in der Schlossschänke, in der der Kraichtaler Heimat- und Museumsverein sich herzlich um das Wohl der Gäste kümmerte. Aber nicht nur in den Museen wurde viel geboten, auch im Schlosshof war einiges zu erleben und zu bestaunen. Die historische Gruppe „Schneeballen“ aus Flehingen nutzte den Museumstag, um ihr Lager im schönen Schlosshofambiente aufzuschlagen. Authentisch, in selbst angefertigten Gewändern, und mit allerlei mittelalterlichem Handwerkszeug, zeigte die Gruppe, wie man um 1500 im Kraichgau lebte. Es wurde nach originalen Rezepten – meist überliefert durch Klöster und Abteien – das Mahl auf dem Holzgrill hergestellt, aus Ton- und Holzschalen gegessen und getrunken. Auch die damals üblichen Waffen wurden gezeigt und erklärt, wie man damit umging. Es war wie eine Geschichtsstunde, nur zum Anfassen. Gegenstände, wie wir sie heute nutzen, suchte man am Platz des Lagers vergebens. Bis ins kleinste Detail wurde hier nur das verwendet, was auch im Mittelalter in gleicher Form und gleichem Material genutzt wurde.

Vor über zwei Jahren hat der Verein „Schneeballen“ beschlossen sich klar und nachvollziehbar an Vorlagen mit regionalem Bezug um das Jahr 1500 zu orientieren und hat seither intensiv an der Veränderung gearbeitet. Ausschlag dafür war die Anerkennung des Brettener Peter und Paul-Festes, an dem die Flehinger seit über 30 Jahren aktiv mitwirken, als immaterielles Kulturgut der UNESCO. „Das war für uns eine echte Herausforderung! Wir wollen, dass die Zuschauer ein Gefühl dafür bekommen, wie man um 1500 im Kraichgau gelebt hat und die Mär vom düsteren Mittelalter widerlegen“, erklärte Linda Obhof, studierte Archäologin und Kunsthistorikerin. Der diesjährige Museumstag in Gochsheim überzeugte weniger durch schönes Wetter, sondern vor allem durch sein abwechslungsreiches Programm und die vielen engagierten Akteure.

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